Hetaren

Hetaren
Het|a|ren [Kurzw. aus hetero- u. Aren]: Aren.

* * *

I
Hetären,
 
Bezeichnung für die bezahlten Geliebten bedeutender Männer im alten Griechenland. Ihr Einfluss und ihr Ansehen beruhte auf einer zum Teil außergewöhnlichen musischen und philosophischen Bildung, die sie autodidaktisch und auch durch den Besuch von Schulen erwarben. Damit waren sie als einzige Frauen den Männern ebenbürtig und sozial anerkannt. Sie nahmen wesentlichen Anteil am gesellschaftlichen und intellektuellen Leben ihrer Zeit.
 
II
Hetären,
 
1) [griechisch hetaírai »Gefährtinnen«, »Freundinnen«], Singular Hetäre die, -, Bezeichnung für eine Elite käuflicher Frauen, die besonders seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. eine bedeutende Rolle im kulturellen und politischen Leben des griechischen Altertums spielten. Hetären waren fast ausnahmslos freigelassene Sklavinnen oder Töchter von Nichtbürgern, die durch Protektion reicher Bürger zu gesellschaftlicher Legitimität gelangten. Ihr Einfluss und Ansehen beruhte nicht nur auf erotische Attraktivität, sondern auf einer zum Teil außergewöhnlich musischen und philosophischen Bildung, die sie autodidaktisch, seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. auch auf Schulen erwarben. Ihre Rolle als Geliebte bedeutender Staatsmänner, Dichter, Philosophen und Künstler ist vor dem Hintergrund der griechischen Ehe zu sehen, deren Bestimmung nicht in der Liebesbeziehung der Ehepartner, sondern in der gemeinsamen Sorge um den Haushalt und die Nachkommenschaft lag. Von der historischen Existenz der Hetären zeugen die Hetärenfiguren in der neuattischen und römischen Komödie, die Hetärenliteratur (z. B. die Hetärengespräche des Lukian, die Hetärenbriefe des Alkiphron), Vasenbilder des 6. und 5. Jahrhunderts v. Chr. Zu den berühmtesten Hetären zählen Thais, die Geliebte Alexanders des Grossen, und Phryne, die des Praxiteles, möglicherweise auch Aspasia, die zweite Frau des Perikles.
 
 
H. Sonnet-Altenburg: H., Mütter, Amazonen (1963);
 F. Burck: Die Frau in der griechisch-röm. Antike (1969);
 A. Lesky: Vom Eros der Hellenen (1976);
 W. Schuller: Frauen in der griech. Gesch. (1985).
 
 2) [griechisch hetairoi »Gefährten«], Kreis von Adligen am makedonischen Hof, die dem König beratend zur Seite standen, dann im makedonischen Heer die Angehörigen der Adelsreiterei (Hetärenreiter), die maßgeblich zu den Erfolgen Alexanders des Großen beitrugen.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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